Jacques Reiß und die Frankfurter Künstler

Jacques Reiß war im Grunde ein ganz nüchterner Geschäftsmann. Es war sein Schwiegersohn, Dr. med. Fritz Stiebel, der ihm die Kunst und die Frankfurter Künstler nahe brachte. Der junge Arzt und Kunstliebhaber, dessen künstlerisches Verständnis durch mehrere längere Aufenthalte in Italien geweckt und geprägt worden war, lud die Frankfurter Künstler mit ihren Frauen zu geselligen Zusammenkünften jeweils an einem Montagabend ein. Es gab dann zu einem einfachen Abendessen genügend Wein, und es waren Veranstaltungen ohne Programm und ohne gesellschaftlichen Zwang. Jacques Reiß, der Hausherr, und seine Frau waren stets mit dabei, wenn die Künstler über ihre neuen Aufträge berichteten, wenn der eine oder der andere ein Bild oder eine Skizze vorlegte, und man darüber sprach.

Es waren Maler, Grafiker, Bildhauer, Architekten, Schriftsteller und Philologen, die dem Salon „Offener Montag“ mehr oder weniger regelmäßig Folge leisteten. Zu dem Künstlerkreis gehörten unter anderen der Architekt Heinrich Burnitz, sein Bruder, der Maler Dr. Karl Peter Burnitz, Otto Scholderer, der auch schon als Taufpate des jüngsten Sohnes von Jacques Reiß firmierte, sowie dessen Schwager Victor Müller. Jacques Reiß hat diese Künstler, die ihm seine Tochter und sein Schwiegersohn ins Haus brachten, näher kennengelernt und konnte sich mit deren Werken und künstlerischen Auffassungen vertraut machen.

Ritter Hartmuth

Heinrich Burnitz bekam dann den lukrativen Auftrag, die Pläne für seine Villa Schönbusch zu erstellen, an deren Stelle heute das Schloss Friedrichshof in Kronberg steht. Mit der Ausgestaltung der dortigen Bibliothek wurde Victor Müller beauftragt.

1866   und   1867   malte   er   die   beiden   Bilder   „Ritter   Hartmuth nimmt Abschied von Cronberg“ und „Ritter Hartmuth von Cronberg bei dem Reformator Oecolampadius in Basel“.

Diese beiden Gemälde befinden sich heute im Städel Museum in Frankfurt am Main.